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        Ihm genügt der helle Fleck auf einer alten Fahrkarte 
          - ein Bildträger, kaum größer als eine Briefmarke. Eindringliche 
          Porträts zaubert er auf Abfallpapier, Ahornblätter, kleine 
          Schildkrötenpanzer oder Garnrollen. Unter der Patina verrottender 
          Konservendeckel schimmern ausdrucksvolle Gesichter wie aus einer längst 
          vergangenen Zeit. Dem scheinbar wertlosen, unnützen Ding haucht 
          Gereon Inger einen Funken Leben ein. Er selbst sieht sich als "Miniaturenmaler". 
          Unter seiner Feder erscheinen das "Vater unser" auf einem 
          Kirschkern, Miniaturen von Bauernkindern auf Kastanien und Garnspulen. 
           
           
         
        
           
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            Bauernhochzeit 
              1.Die Braut, 2. Brautmutter 
              entwertete Fahrkarten, Aquarell, 
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            Waschen 
              Licht auf Wasserfarbe 
              Aquarell auf Fahrkarte mit Entwerterloechern. 
              30 x 57 mm, 18.10.1992  | 
           
         
        
        Seine Kunst erfordert uneingeschränkte Aufmerksamkeit. 
          Ein flüchtiger Blick genügt nicht.  
          Das Zarte, Schwache, auch Vergängliche sind die Themen, die Inger 
          interessieren und die gewissermaßen in einen dialektischen Diskurs 
          mit dem Gegenteil, der Stärke treten. Ingers Objekte und Materialien 
          sind zart und zerbrechlich auf der einen Seite und doch beinhalten sie 
          auch die Stärke. 
          Mit Wasserfarben und einem filigranen Pinsel bemalt Gereon Inger seine 
          Blätter mit Gesichtern, die trotz des kleinen Formats in ihrer 
          Detailtreue verblüffen. Auf zartem, brüchigem Material mit 
          äußerst filigranem Pinselstrich gemalt findet sich im Ausdruck 
          doch eine ungeahnte Stärke und Größe. 
            
          Aquarell auf Fahrschein: Somali Pinita, Somali Litegua, 
          Somali Carmencita 
          
        Inger setzt dem Gigantischen, dem Größenwahn 
          mit Ewigkeitsanspruch die Poesie einer zerbrechlichen, vergänglichen 
          "Minimal Art" entgegen. Oft kombiniert er seine bemalten Bagatellen 
          und Fundobjekte auch zu lyrischen Ensembles. 
        
          
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              Jungfrauenvermehrung 
                Schrein und Reliquiar. 
                Elf Aquarelle auf Kaleidoskopspiegel geklebt. Holzschrein 
                11 Farbkopiefaksimiles, 
                11 regelmäßige Vielecke aus Glas, 
                Nägel, Schellack, Schiffsplanke aus Eiche. 1993.  | 
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        Gereon Inger: "In meinen Ausstellungen finden sich immer kleiner 
          werdende Bilder.  Es sind auf 
          zerfallende, weggeworfene, schmutzige Papiere, Blätter oder Dinge 
          gemalte 
          Miniaturen. Sie entstanden nach alten oder banalen Photos, in denen 
          ich die 
          winzigen Figuren, die exotischen und erotischen Motive aufgespürt 
          habe.  
          Kulturen, Gebräuche und Gefühle, die sich schon lange auflösen, 
          halten sich wie  
          fadenscheinige Erinnerungen auf diesen Papierstücken und Gegenständen 
          fest.  Wie 
          im goldbesessenen alchimistischen Versuch, durch Verdampfen eines festen 
          Stoffes 
          endlich einen höheren, verfeinerten zu erhalten, schlägt sich 
          in diesen  
          Miniaturbildern die Auflösung ganz allgemeiner Begierden stellvertretend 
          nieder.  
          Ebenso vergeblich und doch ein Brauchbares abwerfend wie in der Alchimie, 
          sind  
          die entstehenden Bilder. Sie können "Ausdruck", nur keine 
          Lösung des Problems  der 
          Auflösung sein. Erst der Zusammenhang, die Verwendung und die Wahrnehmung 
          der 
          Stücke in einer Aktion berührt den Verfall vielleicht und 
          hält ihn zwischen  
          Erinnerung und Veräußerung auf."  
           
            
          32 Miniaturen an Bindfäden im Raum. 
          Die Papiere ordneten sich an einem bestimmten Standpunkt 
          optisch zu 4 Kreisen. Hier ist die Konstruktionszeichnung 
          über das Photo gelegt.  
        
 
 http://www.inger.de  |